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Annas Himmel
Mit ihren Fragen, ihrer Erinnerung und ihrer Fantasie begegnet Anna dem Tod ihrer Mutter. In Holes Geschichte taucht an keiner Stelle das Wort Tod, Beerdigung oder sterben auf. "Heute lässt da oben jemand Nägel vom Himmel regnen", sagt Anna, um fortzufahren: "aber morgen sind es vielleicht Erdbeeren mit Honig" Vertrocknete Blumen, eine zerrissene Perlenkette, Scherben und verlassene Kleider erinnern an die Mutter, die nicht mehr zurückkehren wird. Zweimal aber ist am Himmel das Bild des küssenden Mutterkopfes zu sehen, der sich zu Anna und Papa neigt, ein Zeichen dafür, dass Annas Mama dennoch bei ihrer Familie ist und sich ihr liebevoll zuwendet. Am meisten tröstet Anna ihre Vorstellung von Mama als einer Gärtnerin, die im Paradies Unkraut jätet. Wenn Anna sich ihre Mutter vorstellt, ist sie als ganze Person zu sehen. Was ist von ihr geblieben? In ihrem Zimmer sieht Anna ihre Kleider, es wirkt, als habe ihre Mutter das Zimmer erst gerade verlassen. Anna würde ihre Mutter gern festhalten, aber der Elefant auf der zweiten Doppelseite trägt sie trotz des Ankers an seinem Fuß davon. Hat auch die Sonnenblume mit dem Auge, unter der Anna und ihr Papa auf einem fliegenden Fisch segeln, mit Annas Mutter zu tun? Tragen die Vögel, von denen die beiden zurück in die Realität getragen werden, die Kleider von Annas Mutter? Die Mutter ist immer schwarz-weiß, wenn sie lebendig erscheint, aber ihr Pfauenkleid ist bunt. Vor dem im Himmel über Anna schwebenden Gesicht der Mutter regnet es bunte Tränen in Herzen, und die farbigen Tränen verbinden Anna und ihren Vater mit den vielen Menschen, die Anna „die Unsichtbaren“ nennt. Ist Annas Mutter unter den Schlafenden, die nach der Doppelseite mit dem dunklen Meer durch den Himmel schweben? Zerbrochen – Bevor Anna ihrem Vater ihren Himmel zeigt, wird ins Bild gesetzt, was zerbrochen ist. Scherben, eine umgekippte Gießkanne, eine zerrissene Kette, einzelne Schuhe und verwelkte Blumen: Wo tauchen sie wieder auf? Augen – sind überall? Hat Gott sooo viele Augen? Sind sie freundlich? Oft tauchen Tintenfische auf – viele Arme! Blumen, Früchte und fallende Blätter – Die fallenden Blätter ziehen sich durch die meisten Buchseiten. Wo fehlen sie? Himmel und Wasser – Wie hoch muss man springen, um den Himmel zu erreichen? Anna und ihr Papa springen in das Wasser, in dem sich der Himmel spiegelt. Auf den darauf folgenden Seiten sind die Bilder auch kopfü- ber zu betrachten – wo ist oben, wo ist unten? Was bleibt vom Himmel? Sind die Farne auf der letzten Seite, die an Unterwasserpflanzen erinnern, und der Seeigel in Annas Haar ein Stück vom Himmel? Ist der Himmel wie ein Meer, in dem die vielen Menschen stehen, oder wie Luft und Wolken, zwischen denen Menschen, Tiere, Schiffe und Flugzeuge schweben? Oder ist er ein Paradiesgarten oder ein gedeckter Tisch? Was bedeuten die Leitern, was verbinden sie? Wo tauchen Dinge aus dem Garten oder vom gedeckten Tisch an anderer Stelle im Buch auf? Die Germanistin Heidi Lexe hob bei ihrer Laudatio hervor, das Buch verharre mit seinen Bildern nicht nur in Trauer über den Verlust eines Menschen, sondern gehe einen Schritt weiter und thematisiere den Glauben an ein ‚Danach‘. Die Illustrationen zeigten, "dass Anna nicht zum Objekt ihrer Trauer wird, sondern aktiv nach jenem Himmel sucht, in dem ihre Mutter nun ist. Sie findet damit einen Weg, dieses Stück Himmel auch auf Erden spürbar und sichtbar zu machen", hob Lexe hervor. Stian Hole beschreibe in dem Bilderbuch den Himmel als einen Ort jenseits von Raum und Zeit, als ein biblisches Paradies, an dem "der Mensch bei Gott ist". Damit gelinge es ihm, das abstrakte ‚Jenseits‘ zu veranschaulichen, das sich die Menschen sonst nur schwer vorstellen könnten. Außerdem komme in den Bildern ein personaler Gott zum Ausdruck, der den Menschen in den Blick nimmt, so Lexe. Bücher mit Vorbildcharakter: Aus 230 Titeln hat die Deutsche Bischofskonferenz den diesjährigen Gewinner des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises ermittelt - das Buch "Annas Himmel" von Stian Hole. https://www.katholisch.de/artikel/5130-regnende-naegel-und-erdbeeren-mit-honig -------------------------------------------------- Im Rahmen der Erarbeitung der Trauermomente erhalten die Schülerinnen und Schüler jeweils einen Nagel, der zunächst sinnlich erfasst und dessen Bedeutung und Funktion im Hinblick auf „Annas Himmel“ formuliert werden soll. Hiervon ausgehend erfolgt anschließend eine systematische Text- und Bildanalyse unter der Fragestellung „Welche ,Nägel’ gibt es im Leben von Anna und ihrem Vater? Worin kommt ihre Trauer zum Ausdruck?“ Komplementär dazu lassen sich Text und Bilder in einem nächsten Schritt unter der Fragestellung „Welche ,Erdbeeren’ gibt es im Leben von Anna und ihrem Vater? Worin kommen Hoffnung und Trost zum Ausdruck?“ erarbeiten. Als Einstieg hierzu sind die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, eine Erdbeere zu betrachten, zu riechen und zu schmecken, um sich so ihrer symbolischen Bedeutung für das Bilderbuch zu nähern. http://www.religion-im-kinderbuch.de/fileadmin/user_upload/kinderbuch/Willebrand_Annas_Himmel.pdf -------------------------------------------------------------------- Annas Mutter ist gestorben. Anna und ihr Vater sind auf dem Weg zu ihrer Beerdigung. Das Boot, das sie über den Fjord zur Kapelle bringen soll, wartet. Anna sitzt aber lieber noch auf ihrer Schaukel und lädt ihren Papa zu einer Traumreise ein, um hinter dem Wasser in den dort gespiegelten Himmel einzutauchen. Auf Seite 10 sieht man diesen gespiegelten Himmel besonders gut. Allerdings stimmt hier etwas nicht! Versuche, den Fehler zu finden und die Bedeutung dieses Fehlers zu beschreiben. Wie gefällt dir das Bilderbuch? Comments are closed.
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February 2021
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